Urauffführung Paradise

Von gespaltenen Ichs und hybriden Körpern: In Martin Hiendls begehbarer Operninstallation entscheidet das Publikum selbst, was es hören will. Preisträger*innenwerk des 6. Johann-Joseph-Fux-Opernkompositions-Wettbewerbs des Landes Steiermark.

SO 9.10.2016, 19.30 Uhr Uraufführung im Rahmen von steirischer herbst / ORF musikprotokoll
MUMUTH, Lichtenfelsgasse 14

„The cyborg would not recognize the Garden of Eden; it is not made of mud and cannot dream of returning to dust“, schreibt Donna Haraway in „A Cyborg Manifesto“. Inspiriert von diesem dystopischen Gedanken schickt der deutsche Komponist Martin Hiendl in seiner Operninstallation für acht Stimmen, Ensemble, Elektronik und Video zwei Figuren auf die Suche nach ihrer natürlichen Stimme.

Die eine – Sie – könnte früher ein Cyborg gewesen sein. Sie zweifelt an ihrer Identität. Ihre Stimme ist nicht mehr das Symbol ihrer Eigenheit, sie ist zu einem Massenprodukt verkommen. Die andere – Er/Sie/Es – ist eine neue Entität: ein Golem, Frankenstein oder Puppenspieler, ein belebtes Ding mit dem Streben nach Individualität. Zwischen ihnen entwickelt sich Beziehungsgeschichte, die vom Wesen und den Grenzen der Identität erzählt, von hybriden Körpern, zersplitterten Egos und dem Bedürfnis nach Anerkennung.

Wir befinden uns im „Paradise“, im Garten Eden, den wir nicht erkennen, den es nie gab. Diesen Garten erleben wir als einen begehbaren Ort. „Paradise“ ist eine Oper, bei der die Szenen nicht chronologisch aufeinanderfolgen, sondern als begehbare Orte verräumlicht werden. Die Musik und die Körper bleiben diesen Räumen verhaftet, und so sind die Besucher*innen eingeladen, selbst zu entscheiden, wann sie eine Szene betreten und wann sie die Szene wieder verlassen.

Komposition: Martin Hiendl
Installation: Judith Selenko (Studierende Bühnengestaltung)

Making-of

| Foto: Johannes Gellner

Trailer

| Foto: Johannes Gellner